Wirtschaft

Goldpreis trotz Schwäche mit Aufwärtspotenzial

Für die meisten Marktbeobachter scheint derzeit klar, dass die US-Notenbank Fed in ihrer nächsten Sitzung Mitte Dezember einen ersten Zinsschritt nach oben wagt. Dies dürfte den Preis von Gold kurzfristig weiter schwächen, so die Einschätzung von Stephan Müller, Edelmetallexperte beim Asset Manager GAM. Das zögerliche Verhalten der Fed in den letzten Monate ist für Müller ein Zeichen dafür, wie schwer sich die Notenbank bei der Normalisierung der Geldpolitik tut: „Was wir seit der Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009 erleben, ist ein Experiment mit offenem Ausgang. Wir wissen nicht, wie wir aus dieser Liquiditätsschwemme wieder herauskommen.“

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Gold könnte Müller zufolge langfristig von dieser Unsicherheit profitieren – schließlich gilt das Edelmetall traditionell als Versicherung gegen Krisen. Zudem könnten globale Trends wie die demografische Entwicklung in China und Indien dem Goldpreis Auftrieb geben.

Aus den beiden Ländern kommt der Löwenanteil der globalen Goldnachfrage. Allein im ersten Halbjahr 2015 waren es nach Angaben des World Gold Council 371 Tonnen. Das entspricht gut 40 Prozent der weltweiten Gesamtnachfrage. „Die Menschen in China und Indien haben ein völlig anderes Verhältnis zu Gold als wir in Europa“, erläutert Müller. „Hier ist Gold ein Luxusgut. In Indien dagegen ist es zentraler Bestandteil des Lebens und wesentlicher Teil der Mitgift für Töchter, die heiraten. Familien verschulden sich dort, um Gold kaufen zu können.“ Entsprechend hoch ist auch der Einfluss der Nachfrage in beiden Ländern auf den Goldpreis, wie Müller erklärt: „Man kann Edelmetalle nicht analysieren ohne die Nachfrage aus den asiatischen Ländern zu berücksichtigen. Wenn etwa die Ernte in China oder Indien aufgrund überdurchschnittlicher Regenmengen gut ausfällt, dann wirkt sich das direkt auf die Goldnachfrage dort aus – und damit auch auf den globalen Goldmarkt.“

Zuletzt seien die Signale ermutigend gewesen. Die Gold-Importzahlen aus China hätten sich trotz der bis dato unterdurchschnittlichen Ernteerträge als robust erwiesen, auch infolge der Preisentwicklung. „Gold
war in lokaler Währung zuletzt günstig, das machte den Goldkauf im Vergleich zu den Jahreshöchstständen im Januar wieder attraktiver.“ Langfristig komme zudem die demografische Entwicklung als Einflussfaktor hinzu. In den asiatischen Schwellenländern entstehe eine immer breitere Mittelschicht. Damit stiegen auch die Kaufkraft der Menschen und das für Goldkäufe zur Verfügung stehende Vermögen.

Doch auch Europäer sollten das gelbe Edelmetall nicht vorschnell links liegen lassen, argumentiert Müller. Für ihn stellt das gegenwärtige Preisniveau von etwa 1085 US-Dollar je Feinunze eine günstige Einstiegsgelegenheit für langfristig orientierte Investoren dar, da dieses Niveau – auch mit kurzfristigen Korrekturen – für Minenbetreiber langfristig zur kostendeckenden Produktion benötigt wird. „Kurzfristig lässt sich nur schwer vorhersagen, welche Auswirkungen die absehbare Zinswende auf die Finanzmärkte und die Entwicklung des Goldpreises im Speziellen haben wird“, so der Experte. „Geht man davon aus, dass die internationalen Notenbanken langfristig ihr Inflationsziel von rund 2 Prozent pro Jahr erreichen, würde das bedeuten, dass sich der Wert unseres Geldes innerhalb von 36 Jahren etwa halbiert.“ Gold als Sachwert könne als Schutz gegen diese Entwertung von Vermögen dienen.

Darüber hinaus behalte es weiterhin seine Funktion als Versicherung gegen Stress an den Finanzmärkten. „Anleger sollten diesen Vorzug von Edelmetallen auch nach mehreren Jahren ohne schwere Krisen nicht aus den Augen verlieren“, erklärt Müller. „Gold ist ein guter Indikator für die Stabilität der Märkte resp. Erwartungshaltung der Marktteilnehmer. Und wer genau hinschaut, der erkennt, dass die Lage zwar stabiler ist als 2008 und 2009. Aber v
on Partystimmung sind wir weit entfernt.“

(Foto: Mein Geld Bilddatenbank)

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