Wirtschaft

Kredite: Je kürzer die Laufzeit, desto verrückter der Zins

Seit der Nullzinspolitik vieler Notenbanken hat das Jammern über zu hohe Dispozinssätze nachgelassen.

In Deutschland haben sich die geforderten Sätze für Kurzfristkredite auf 10,0 bis 13,9 Prozent eingependelt. Andernorts in Europa sieht das deutlich anders aus: Jahreszinsen von 50 Prozent sind durchaus üblich, dreistellige Zinssätze sind keine Seltenheit.

Der europäische Kreditmarkt ist sehr unterschiedlich. In Finnland beispielsweise sind die Zinssätze für Kredite, die kleiner als 2.000 Euro sind, auf 50 Prozent begrenzt. Aber auch in Spanien gehören Zinsen in Höhe von 50 Prozent für Kreditnehmer durchaus zur aktuellen Normalität. Das liegt daran, dass die Banken seit der Finanzkrise sehr zurückhaltend bei der Kreditvergabe vorgehen. Außerdem müssen Privatkredite derzeit zu 75 Prozent mit Eigenkapital unterlegt werden, was andere, lukrativere Geschäfte verhindert. Zudem ist die kleinteilige Prüfung jedes einzelnen Kreditnehmers teuer und zehrt an der Marge. So bieten die Banken offiziell zwar Kredite zu relativ guten Konditionen, sie sind in die Realität jedoch kaum zu erhalten.

In vielen europäischen Ländern greifen die Menschen bei einem kurzfristigen Liquiditätsbedarf dann auf die dienste privater Geldverleiher zurück, die keine Banklizenz brauchen und damit weit verbreitet sind. Diese Mikrokreditfirmen bieten Kredite von 100 bis etwa 750 Euro an – allerdings zu horrenden Zinsen. Wer sich etwa in Spanien 500 Euro für 14 Tage leiht, zahlt bei einigen Anbietern 100 Euro an Gebühren. Das entspricht einem Zins von 20 Prozent für die zwei Wochen – und einem Jahreszins von schwindelerregenden 480 Prozent. Das Analysehaus Gateway Baltic hat Anbieter mit Jahreszinssätzen von bis zu 4.600 Prozent ausfindig gemacht.

„Kreditnehmer sitzen in vielen Ländern zwischen zwei Stühlen. Entweder sie bekommen gar keinen Kredit, oder nur einen sehr teuren“, sagt Pärtel Tomberg, Geschäftsführer und Mitbegründer der Kreditplattform Bondora. In Deutschland sind solche Kurzzeitkredite (Englisch: Payday Loans) wenig bekannt, dafür in den baltischen Ländern, in Großbritannien und unter anderem in Spanien stark verbreitet. Und sie sind teuer: In Spanien verlangen einzelne Anbieter aktuell einen Jahreszins von bis zu 780 Prozent. „Mittlerweile haben die Staaten regulierend eingegriffen. Damit sollen Exzesse verhindert werden wie die eines Anbieters, der einen Jahreszinssatz von 4.600 Prozent verlangte – und erhielt“, erklärt Tomberg. Doch noch immer sind sogar vierstellige Zinssätze keine Seltenheit. Der britische Marktführer Wonga verlangt im Schnitt 1.509 Prozent an Zinsen – und das obwohl die Regierung die Zinssätze bereits gekappt hat.

(Quelle: Pressemitteilung von Bondora)

print

Tags: , , , , , , ,

ASCORE Auszeichnung

Es gibt viele gute Tarife – für die Auszeichnung „Tarif des Monats“ gehört mehr dazu. Lesen Sie hier, was die ausgezeichneten Tarife zu bieten haben.

Tarife des Monats im Überblick

ETF-News

ETF-News

Aktuelle News zu börsengehandelten Indexfonds.

zu den News

Guided Content

Guided Content ist ein crossmediales Konzept, welches dem Leser das Vergleichen von Finanzprodukten veranschaulicht und ein fundiertes Hintergrundwissen liefert.

Die Ausgaben im Überblick

ESG Impact Investing

In jeder Ausgabe stellt "Mein Geld" ein UN-Entwicklungsziel und dazu passende Investmentfonds vor.

Un-Entwicklungsziele im Überblick

YouTube

Mit dem Laden des Videos akzeptieren Sie die Datenschutzerklärung von YouTube.
Mehr erfahren

Video laden

Mein Geld Newsletter

Melden Sie sich für unseren 14-tägigen Newsletter an.

zur Newsletteranmeldung

25 Jahre Mein Geld
Icon

Mein Geld TV

Das aktuelle Video

-
APUS Capital: APUS Capital – Investments in Innovation

Stefan Meyer  im Interview zur Attraktivität von langfristigen, innovationsgetriebenen Investments in Aktien und wie APUS Capital überdurchschnittliche Renditen erzielen kann.

zum Video | alle Videos
Icon

Mein Geld Magazin

Die aktuelle Ausgabe

Mein Geld 02 | 2024

Die Zeitschrift Mein Geld - Anlegermagazin liefert in fünf Ausgaben im Jahr Hintergrundinformationen und Nachrichten aus den Bereichen Wirtschaft, Politik und Finanzen.

zur Ausgabe | alle Ausgaben